Diskussion um Klimasiegel RP 10.09.2020

Artikel von Jan Luhrenberg am 10.09.2020 in der Rheinischen Post

 

Immer wieder gelingt es der Politik, faule Ausreden für die Einführung eines umfassenden Transparenzsiegels, eines sogenanntes Metasiegels zu finden. Das ist der Verdienst Tausender gutbezahlter Lobbyisten, die sowohl in Berlin als auch in Brüssel im Auftrag der Wirtschaft tätig sind, um genau solche wettbewerbsfördernden Maßnahmen zu verhindern. Die Diskussion um ein neues Klima-Siegel für Nahrung macht dies deutlich. Alle bisher durchgeführten Untersuchungen und Befragungen der Verbraucher haben ergeben, dass diese mit großer Mehrheit ein staatlich kontrolliertes Transparenzsiegel wünschen.

 

Die Politik verweigert sich all diesen Wünschen und Bemühungen konsequent mit dem Hinweis auf freiwillige eigene Siegel der Wirtschaft oder die Zuständigkeit der EU. Der Nutri-Score ist ein gutes Beispiel dafür. Er soll den Nährwertgehalt für Zucker, Fett, Salz und Co in Form einer Ampel anzeigen. Auf Initiative einiger Konzerne der Nahrungsmittelwirtschaft soll dieses Siegel nun freiwillig für einige Produkte eingeführt werden. Die praktische Auswirkung ist, dass nicht gekennzeichnete Artikel sehr benachteiligt sind, da sie möglicherweise sehr viel gesünder sind, als die Gekennzeichneten. Auch das letzte sogenannte Tierwohllabel von Landwirtschaftsministerin Klöckner, dass bereits von ihrem Vorgänger Christian Schmidt angestoßen wurde, geht diesen Weg. Freiwilligkeit steht im Vordergrund, die Fleischwirtschaft führt die Regie und staatliche Kontrolle findet nicht statt. Da mag man beklagen, dass es in Deutschland mittlerweile einige Hundert Qualitäts- oder Nachhaltigkeitssiegel gibt, die ohnehin niemand mehr versteht. Bis auf einige wenige, sind diese Siegel mittlerweile zu reinen Marketinginstrumenten mutiert. Da wundert es, dass es nicht mehr Befürworter eines Transparenzsiegel.info gibt, dass sowohl Nachhaltigkeit und Gesundheit, Ökologie, Soziale Aspekte, Wertschöpfungsketten, Sektor-spezifische Aspekte und ökonomische und logistische Kriterien berücksichtigt. Es vermag dem Verbraucher durch eine Kombination von Noten (1-4) und Farben dennoch auf einen Blick signalisieren, ob das Produkt seine Anforderungen an die jeweiligen Kriterien erfüllt. Die Politik wäre gut beraten, ein solches Instrument unter staatlicher Kontrolle anzubieten.

 

Wachtendonk, den 11. September 2020                                          Johannes Hegmans

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