Digitalisierung, Soziale Medien, lokale und globale Vernetzungen

2,1 Mrd. Facebook Nutzer und davon ca. 1,4 Mrd. täglich. Ist das die schöne neue Onlinewelt? Was ist der Reiz an sozialen Medien. Welche Bedürfnisse werden dort in erster Linie befriedigt. Man ist Teil einer Gemeinschaft. Man kann teilnehmen ohne die Wohnung oder den Arbeitsplatz zu verlassen. Man kann Freunde gewinnen und Kontakt zu Gleichgesinnten halten. Durch das Smartphone ist man zu jeder Zeit dabei. Es fehlt einem etwas, wenn man nicht dabei ist.

 

Mittlerweile kann man dauernd beruflich unterwegs sein und gleichzeitig den Kontakt zu Freunden und Bekannten halten. Dabei spielt es keine Rolle, ob man auf einer Urlaubsreise in Dubai oder einer Geschäftsreise in Schanghai ist. Also eigentlich spielt es keine Rolle mehr, wo man wohnt, sondern wie man vernetzt ist. In unserer globalen Wirtschaft gilt für viele Berufe, mehr oder weniger dauernd auf Reisen zu sein. Das führt dazu, dass ein Freundeskreis, z.B. aus ehemaligen Studierenden der Betriebswirtschaft nicht mehr geografisch orientiert ist, sondern in vielen unterschiedlichen Orten und Kontinenten wohnt oder arbeitet. Dennoch trifft man sich mehr oder weniger täglich im Netz. Da entsteht ein Zusammengehörigkeitsgefühl.

 

Ziele der Weltgemeinschaft

Moderne Berufsbilder beinhalten mittlerweile auch gemeinsame Ziele einer Gemeinschaft von Menschen, die unabhängig von der geografischen Herkunft ein friedliches und verantwortungsvolles Zusammenleben anstreben. Menschenrechte, Umweltschutz, religiöser Pluralismus, Gleichberechtigung der Geschlechter, nachhaltige Entwicklung für alle, Armutsbekämpfung, Verhütung und Beendigung von Konflikten zwischen Ländern, sind nur einige der Stichworte dieser gemeinsamen Ziele.

 

Worin besteht dann der Unterschied zwischen Einwohnern einer Stadt und der Gruppe der ehemaligen studierenden Betriebswirtschaftler. Er besteht in erster Linie darin, dass die einen geografisch an einem Ort konzentriert sind und sich häufiger persönlich begegnen, während die anderen in der ganzen Welt verstreut sind, übers Netz in Verbindung bleiben und sich nur von Zeit zu Zeit, zum Beispiel anlässlich einer Hochzeit an einem Ort treffen. Ansonsten findet man bei beiden Gruppen, den Globalen und den Lokalen die unterschiedlichsten Weltanschauungen, Religionen, Nationalitäten, Gewohnheiten, Hobbys, Moden und Neigungen. Sich einer Gemeinschaft zugehörig zu fühlen, bedarf also keines bestimmten Ortes mehr.

 

Menschen, die das Glück hatten, eine gute schulische und berufliche Ausbildung zu absolvieren, sind sich häufig auch darüber einig, dass zu einem weltweiten verantwortungsvollen Zusammenleben die Grundsätze der Menschenrechte und der ökosozialen Marktwirtschaft Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben der Menschen sind. Das diese Erkenntnis sich erstaunlicherweise sogar bei vielen globalen Organisationen bereits verfestigt hat, machte eine Aussage von Prof. Dr. Rademacher von der Uni Ulm deutlich, der in Berlin über ein Treffen von Vertretern der WTO World Trade Organisation berichtete und bestätigte, dass auch die WTO so denkt.

 

Einwohner, Bürger, Weltbürger

Wie wird die Zugehörigkeit zu der Gruppe der Bürger einer Stadt, eines Landes oder eines Kontinents im Zeitalter der Digitalisierung definiert. Als Einwohner einer Stadt ist man Bürger der Kommune. Die Zugehörigkeit zu einem Staat verleiht einem eine Staatsbürgerschaft. In Europa haben wir vor 60 Jahren den Zusammenschluss einiger Europäischer Staaten zur EWG, zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, wie es damals hieß erlebt. Heute ist daraus die EU, die Europäische Union mit noch 28 Mitgliedsstaaten entstanden. Wir dürfen uns seither als EU-Bürger fühlen. Nach dem Brexit, dem Austritt der Engländer aus der EU in 2019 werden es noch 27 Mitglieder sein.

 

Aber eine Ebene fehlt noch, sie ist noch nicht definiert, die Globale Ebene. Neben unserer Zugehörigkeit zu den lokalen, nationalen und kontinentalen Ebenen, würde die Gruppe der Globalen auch eine formale Zugehörigkeit zur Gruppe der Weltgemeinschaft begrüßen. 1948 wurde eine solche Weltbürgerbewegung als Auswirkung des zweiten Weltkrieges durch Garry Davis in New York gegründet und hatte bald darauf bereits 500.000 Mitglieder. Kaum zu glauben, dass so etwas ohne Internet möglich war. Obwohl es heute noch viele international tätige NGO’s gibt, die sich auf diese frühe Menschenrechtsbewegung berufen, sind die Mitgliederzahlen dieser Organisationen doch eher bescheiden. In der digitalisierten Welt von Facebook, Google, Instagram, Twitter, WhatsApp und Co sähe eine Gemeinschaft der Globalen wohl anders aus als 1948. Aber wie damals würde sie auch im Zeitalter der Digitalisierung sicher auf den Menschenrechten gründen und den Anspruch erheben, irgendwann einmal als demokratisches Instrument der UNO so etwas wie eine Weltregierung zu bilden. Aber davon sind wir noch weit entfernt.

 

Mitglied der Weltgemeinschaft - Member of the global community

Wie kann man sich eine solche globale Identität vorstellen. Zunächst sicher als weltweite Kommunikationsplattform mit unterschiedlichen Kommunikations-Ebenen: Besucher/Interessenten, Einzelmitglieder, Gruppenmitglieder und Mitglieder der Weltgemeinschaft. Die Gruppe der Weltgemeinschaft als demokratische Institution würde sich auch offiziell zu den Zielen: Menschenrechte, Umweltschutz, religiöser Pluralismus, Gleichberechtigung der Geschlechter, nachhaltige Entwicklung für alle, Armutsbekämpfung, Verhütung und Beendigung von Konflikten zwischen Ländern bekennen. Aufbau und Struktur eines solchen Globalen Netzwerks würde den heutigen, weltweit agierenden Sozialen Netzwerken gleichen. Wesentlicher Unterschied wäre allerdings die Trennung in vier Hauptbereiche: 1. öffentliche Kommunikation, 2. IT-Organisation, Technik, Sicherheit und Verwaltung, 3. Demokratie Bereich 4. Offizieller amtlicher Bereich.

 

Der Unterschied zu den heutigen Sozialen Medien besteht eigentlich nur darin, dass man neben den lokalen, nationalen, kontinentalen und sonstigen Gruppen auch der Gruppe der Weltgemeinschaft beitreten kann, ohne sich von seiner Identität als Einwohner einer Stadt oder Bürger eines Nationalstaates zu verabschieden. Die Mitglieder der Weltgemeinschaft sind die künftigen Wähler der demokratischen Gremien, die den Weg zu einer Weltlegislative vorbereiten sollen. Mitglieder der Weltgemeinschaft können demnach nicht nur Menschen, sondern auch Unternehmen werden, die sich zu den Zielen der Weltgemeinschaft bekennen. Dadurch werden die in der heutigen Wirtschaftsordnung vielfach noch bestehenden Gegensätze zwischen den Zielen der Zivilgesellschaft und den Zielen der Wirtschaft aufgehoben. Hauptzweck der Wirtschaft wäre dann nicht mehr ausschließlich die Rentabilität eines Unternehmens, sondern zusätzlich gleichrangig mit der Wirtschaftsbilanz auch die Umwelt- und Sozialbilanz.    

 

Wachtendonk, den 20. November 2017                                 Johannes Hegmans

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